Was ist SAFe®?
Als ich SAFe® das erste Mal hörte, dachte ich es ginge um wichtige (agile) Informationen, die wohl in einem Tresor verwahrt werden sollen, was aber natürlich der geforderten Transparenz im agilen Projektumfeld wiedersprochen hätte. Eine kurze Recherche ergab, dass SAFe® für Scaled Agile Framework (SAFe®) steht und ein Framework für die Implementierung agiler Praktiken auf Unternehmensebene darstellt. Es ist eine Sammlung von organisatorischen und Workflow-Mustern, die auf Ideen und Prinzipien aus dem Agilen Manifest, Lean Product Development und Systems Thinking basieren. SAFe® fördert die Zusammenarbeit und Ausrichtung von agilen Teams und Programmen, um die Lieferung von innovativen Produkten und Dienstleistungen schneller, mit höherer Qualität und besserer Planbarkeit zu ermöglichen. Es gibt verschiedene Arten von Zertifizierungen, die wichtigsten davon sind SAFe® Agilist (SA) und Leading SAFe®, die sich auf die Anforderungen und Fähigkeiten konzentrieren, um agile Teams effizient zu koordinieren und interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. In diesem Artikel möchten wir näher auf den SAFe® Agilist (SA) eingehen. Diese Zertifizierung bereitet Personen darauf vor, agile Teams effizient zu koordinieren und interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern.
Gültigkeit und Rezertifizierung
Die SAFe®-Zertifizierung ist für ein Jahr gültig, danach muss die Zertifizierung erneuert werden, um sicherzustellen, dass die Fähigkeiten und Kenntnisse auf dem neuesten Stand sind. Hierbei muss keine Prüfung absolviert werden, aber 10 Professional Development Units (PDUs) gesammelt werden, die durch verschiedene Aktivitäten wie das Absolvieren von Kursen, das Lesen von Büchern, das Schreiben von Artikeln, das Teilnehmen an Webinaren oder das Präsentieren auf Konferenzen erworben werden können. Die Kosten für die Erneuerung liegen herbei zwischen 100 und 195 US-Dollar.
Warum sollte man diese Zertifizierung anstreben?
Die Zertifizierung kann als Anerkennung von Fähigkeiten und Kenntnissen im Bereich des Scaled Agile Frameworks (SAFe®) dienen und so Karrierechancen verbessern, da SAFe®-Zertifizierungen in Stellen- oder Projektausschreibungen im agilen Kontext oft gefordert werden. Die Zertifizierung beinhaltet in der Regel auch die Mitgliedschaft auf der SAFe® Community-Plattform, was den Zugang zu Ressourcen und Netzwerkmöglichkeiten ermöglicht.
Voraussetzungen
Die SAFe®-Zertifizierung kann in der Regel auch ohne Vorerfahrung erhalten werden. Sie beinhaltet eine Schulung, die von einem zertifizierten Trainer gehalten wird, sowie eine Prüfung. Lediglich für die Leading SAFe®-Zertifizierung wird empfohlen, Erfahrungen mit Scrum, als IT-Projektleitende im agilen Umfeld oder entsprechende Vorkenntnisse in der Softwareentwicklung, im Testen, in der Geschäftsanalyse oder im Produkt- oder Projektmanagement zu haben. Wie auch sonst gilt auch hier, dass es einfacher von der Hand geht die Zertifizierung zu machen, wenn man im alltäglichen Tun mit diesem Framework arbeitet.
Inhalt / Aufbau
SAFe® ist in verschiedene Ebenen strukturiert, um verschiedene Aspekte der Skalierung zu adressieren:
- Team-Ebene (Team Level): Hier wird das agile Fundament gelegt, indem agile Teams nach Prinzipien wie Scrum, Kanban oder einer Kombination daraus arbeiten. Teams organisieren ihre Arbeit in Iterationen und konzentrieren sich auf kontinuierliche Lieferung und Feedback.
- Programm-Ebene (Program Level): Diese Ebene, auch als Agile Release Train (ART) bekannt, koordiniert die Arbeit mehrerer Teams, die gemeinsam an einem größeren Produkt oder einer Lösung arbeiten. Hier werden Iterationen zu Program Increments (PIs) aggregiert, die in der Regel 8-12 Wochen dauern und eine planbare und koordinierte Lieferung von Funktionalitäten ermöglichen.
- Large Solution-Ebene (Large Solution Level): Diese Ebene wird für sehr große, komplexe Lösungen eingeführt, die mehrere Agile Release Trains benötigen, um zu liefern. Es gibt eine zusätzliche Schicht von Koordination und Planung, um sicherzustellen, dass alle Teile der Organisation auf das gleiche Ziel ausgerichtet sind.
- Portfolio-Ebene (Portfolio Level): Auf dieser Ebene geht es um die strategische Ausrichtung des Unternehmensportfolios mit den Unternehmenszielen. Sie befasst sich mit der Finanzierung, Governance und der langfristigen Planung von Initiativen und Programmen. Diese Ebene verwendet Lean-Portfolio-Management-Prinzipien, um sicherzustellen, dass die Investitionen des Unternehmens in Projekte und Programme einen maximalen Wert liefern.
- Full SAFe®: Integriert alle vier Ebenen und ist die umfassendste Konfiguration, die für Unternehmen entwickelt wurde, die eine vollständige, unternehmensweite Agilität benötigen.
Jede Ebene in SAFe® bietet spezifische Rollen, Verantwortlichkeiten, Aktivitäten und Artefakte, die die Implementierung und das Management agiler Praktiken in einem größeren Maßstab unterstützen. SAFe® legt dabei auch einen starken Fokus auf die Ausrichtung und Koordination zwischen den Teams und Ebenen, um eine effiziente und effektive Lieferung von Wert zu gewährleisten.
Das Framework basiert auf zehn Prinzipien und bietet außerdem Best Practices und Prozesse, die Unternehmen dabei unterstützen, Lean und Agile Prinzipien auf strategischer Ebene zu implementieren, um eine kontinuierliche Verbesserung, eine schnellere Lieferung von Wert und eine höhere Produktivität zu erreichen.
Ablauf und Wissenswertes zur Zertifizierungsprüfung
Die Prüfung selbst kann je nach Anforderung des Zertifizierungsanbieters online oder in Papierform abgelegt werden. Die Prüfung dauert in der Regel 90 Minuten und besteht aus 45 Multiple-Choice-Frage. Sie ist demnach nicht besonders lernintensiv und auch mit stressigem Job machbar.
Zeitaufwand und Kosten
In Österreich kostet die SAFe®-Zertifizierung etwa 1.500 Euro. Dieser Betrag beinhaltet sowohl die Prüfungsgebühr als auch zwei bis drei Kurstage (je nach Trainingsinstitut). Wie auch bei anderen Zertifizierungen können wir aus unserer Erfahrung empfehlen, dass man die Prüfung relativ zeitnah zum Training absolvieren sollte, wenn alle Inhalte noch frisch im Kopf sind. Ein paar Tage dazwischen schaden dennoch nicht, um das Gelernte noch etwas zu festigen.
Fazit und praktische Anwendbarkeit
Durch das erworbene Wissen und die Fähigkeiten ist man nach dem Training in der Lage, agile Teams effizient zu koordinieren und interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. Dies kann und wird sich laut unserer Erfahrung positiv auf die Leistungsfähigkeit und Effektivität von Teams auswirken, was wiederum die Produktivität und Qualität der gelieferten Produkte und Dienstleistungen steigern kann.
Darüber hinaus ermöglicht die Zertifizierung den Zugang zur SAFe®-Community-Plattform, was den Austausch mit Gleichgesinnten, den Zugang zu Ressourcen und Netzwerkmöglichkeiten erleichtert. Insgesamt kann die SAFe®-Zertifizierung dazu beitragen, beruflichen Fähigkeiten zu erweitern und Karrierechancen im agilen Umfeld zu verbessern. Im beruflichen Umfeld schadet es jedenfalls nicht, ein weiteres Framework im eigenen Werkzeugkasten zu haben, besonders wenn man sich im agilen Umfeld in großen Unternehmen bewegt. In einem unserer aktuellen Projekte, das innerhalb des SAFe®-Frameworks durchgeführt wird, war eine Zertifizierung vor Beginn des Projekts natürlich unerlässlich, um unsere Kund:innen bestmöglich beraten zu können.
Sie möchten eine (agile) PM-Zertifizierung machen und wissen nicht welche? Wir werden in unseren folgenden Artikeln noch über weitere von uns abgelegte Zertifizierungen schreiben und beraten Sie gerne – melden Sie sich bei uns!
Neueste Kommentare